In meiner neuen Kolumne ONE FALL berichte ich für euch über das aktuelle Geschehen im deutschen Wrestling. Gleichzeitig möchte ich euch aber auch mit in die Vergangenheit nehmen. Denn neben dem, was in der Gegenwart passiert, werden wir auch immer mal wieder eine Reise in vergangene Tage wagen.
Bericht unseres Korrespondenten Penker über das Wrestling in Deutschland
„Wrestling ist kein Sport.
Stoppt diesen Schwachsinn!“
Das DSF (Deutsches Sportfernsehen) strahlte in den 90ern eine Sendung mit dem Namen „Offensiv! Streit Live“ aus, deren Konzept darin bestand, dass jemand etwas in Frage stellt und eine Gegenfraktion mit Argumenten versuchen musste, den Vorwurf zu widerlegen.
Am 03.12.1996 war Axel Thorer, seines Zeichens Chefredakteur der Zeitung BUNTE, zu Gast und stellte in Frage, dass Wrestling echter Sport sei.
Ihm gegenüber standen WCW Star Alex Wright, der deutsche WCW Kommentator Nic Heldt, Tour Veranstalter Hermjo Klein und WWF Kommentator Carsten Schäfer.
Die Auswahl der Opposition ist recht spannend, da man sich dazu entschieden hatte, sowohl WWF-, als auch WCW Vertreter in die Sendung einzuladen.
Thorer berichtet, dass er selber gerne Wrestling verfolgt habe (er war sogar mal Wrestler, aber dazu später mehr), es aber mittlerweile nicht mehr tue. Grund - er habe gesehen, wie die Nasty Boys ihre Gegner mit dem Gesicht in ihre Achselhöhlen gedrückt haben.
Daraufhin kommt Thorer zu dem Schluss, dass jeder der das unterhaltsam findet, weder Toiletten-Papier besitzt noch lesen kann. Eine steile These.
Im Raum stand nun die Frage, ob Wrestling echter Sport ist.
Da wir uns im Jahr 1996 befinden, ist es interessant zu sehen, wie hier noch vehement das Kayfabe verteidigt wird.
Der Chefredakteur hat allerdings eine klare Meinung und beschreibt Wrestling wie folgt: „Ein Marionetten Theater mit anabolika-gepäppelten Hamburgern auf Beinen und einem Schwund-IQ und extrem hoher krimineller Energie.“
Die Diskussion lenkte sich jetzt auf den Anabolika-Vorwurf, welchem Alex Wright entschieden entgegentrat, indem er davon erzählte, dass man schließlich zweimal die Woche getestet wird.
Auf die Frage, woher Axel Thorer denn wisse, dass die Kämpfe abgesprochen sind, meinte er, dass er selbst mal Wrestler war. Im späteren Verlauf sagte er aber, dass er nie im Ring gestanden habe. Kurz vor Ende der Sendung berichtete der Moderator wiederum davon, dass Thorer ein Wikinger-Gimmick hatte. Ja, was denn nun?
Von der Ursprungsfrage „Ist Wrestling Sport?“ und dem Argument „Das ist doch alles abgesprochen.“, kamen wir nun zu dem Vorwurf, dass Wrestling rassistisch sei und die Zuschauer auch dahingehend beeinflusse. Es wurden immer wieder neue Thesen aufgestellt und man schweifte etwas vom eigentlichen Thema ab.
Thorer beteuerte aber immer wieder, dass er Wrestling nicht verbieten wolle, sondern, dass die Leute einfach nicht einschalten sollen.
In der Mitte der Sendung konnten sich die Anwesenden dann noch über einen NWO-Flitzer amüsieren. „Die NWO ist überall.“ Ok, hätten wir das auch geklärt.
Die Sendung endete damit, dass der Moderator von Alex Wright in den ... ach, seht einfach selbst.
Ist Wrestling denn nun Sport?
Kurz und knapp ... ja, natürlich ist Wrestling Sport. Die Wrestler und Wrestlerinnen trainieren Jahre, um das, was sie im Ring zeigen, perfekt umsetzen zu können.
Trotzdem hat Axel Thorer in der Diskussion in einigen Punkten recht und aus heutiger Sicht ist es schon etwas amüsant zu sehen, wie von der Gegenseite am Kayfabe festgehalten wird.
Wer sich dieses etwas skurrile Streitgespräch in voller Länge anschauen möchte, findet die komplette Sendung auf YouTube:
IN DE GOSCHN und Penker halten dich über das Wrestling-Geschehen in Deutschland auf dem Laufenden.