Am 19.06.2021 meldete sich die European Wrestling Association – EWA aus der Corona-Pause zurück. In einem Charity-Event des Vereins „Auf Augenhöhe“ ließen es die Wrestler im Weingut Reinisch in Tattendorf, NÖ krachen. Der Erlös der Veranstaltung wurde behinderten Kindern gespendet, um kostspielige Therapien zu finanzieren.
von Ronny Raab-Bauki und Lars Sanjé
Den Auftaktkampf bestritten der Wiener Tommy Golden und Lucifer Lohan, der sich als Deutscher und Österreich-Hasser klar positionierte. Die beiden lieferten ein gelungenes Match mit ein paar spektakulären Aktionen wie beispielsweise einer Swanton Bomb von Lucifer Lohan auf den Goldjungen. Tommy Golden konnte den Heimvorteil nutzen und wies das Großmaul aus Deutschland klar in die Schranken.
Auf ähnlich gutem Niveau ging es in der folgenden Auseinandersetzung zwischen Krampus aus Salzburg und dem Austro-Perser Darius weiter, der patriotisch im Arnautovic-Fußball-Dress daher hirschte. Die beiden schenkten einander nichts. Der Sieg ging an den erfahrenen und top-austrainierten Krampus, dem – so teilte er per Facebook mit – demnächst das Vaterglück beschert wird.
An die Corona-Schutzmaßnahmen hielt sich an diesem Nachmittag der Sieger des EWA-Newcomer Cups 2020, namentlich Rage. Der Maskenträger – welche Schutzklasse hat dieses Monstrum einer Maske überhaupt? FFP5? - bekam mit Chris Colen einen herausfordernden Gegner zugewiesen. Das Match zeichnete sich durch einen spannenden Verlauf mit mehreren Nearfalls aus. Die technisch gut umgesetzte Auseinandersetzung war gelungen inszeniert, zumal sich bis zum Ende kein klares Ergebnis abzeichnete und somit der Ausgang ziemlich lang offen blieb. Den Sack machte zuguterletzt Haudegen Chris Colen zu, der sich vom Newcomer Rage nicht den Rang ablaufen ließ. Der abschließend schwächlich wimmernde Ring-Gong – es handelte sich um ein Glöckchen wie man es von der Hotelrezeptionen kennt - läutete die Pause ein.
Im Match nach der Pause ging es mit in gemächlichem Tempo weiter. Der füllige Jägermeister Ernst Jäger nahm es mit dem Wrestling-Spaßvogel Igooor auf. Die Clownerie überwog das Zusammentreffen der beiden und bot wenig Platz für echte Wrestling-Aktionen. Durch Count-Out konnte Igooor den beleibten Pfadfinder besiegen.
Das Highlight war die Wiederbelebung des nach dem Kampf platt im Ring liegenden Jägermeisters durch… dreimal dürfte ihr raten… Richtig! Ein Stamperl Jägermeister. Wie überraschend! ;-)
Was folgte war unbestritten der Kampf des Nachmittags. Der Mann mit dem gepflegtesten Bart im Wrestling, Pretty Ricky Sky nämlich, brannte gemeinsam mit High-Flyer Tamatou ein Wrestling-Feuerwerk vom Feinsten ab. Schnelle und coole Aktionen reihten sich aneinander und machten den Kampf zum Wrestling-Leckerbissen. Auch bauten die beiden ein kreatives Spaßelement ein. Als sich der Kampf aus dem Ring verlagerte, griff Sky zu einem herumliegenden Gartenschlauch und gönnte seinem Kontrahenten Tanatou an diesem heißen Sommernachmittag eine kalte Dusche. Wahrscheinlich war diese erfrischende Kneipp-Kur zu viel für Tamatou, denn Ricky „Rotzbremse“ Sky konnte sich schlussendlich siegreich durchzusetzen.
Im Abschlusskampf wurde es eng im Ring. In einem 6-Mann-Taggteam-Match krachte das Trio Sultanov-Ragnar Alvarr-Söldner Franz Schlederer auf das Gespann Peter White-Michael Kovac-Damon Brix. Für die OMG-Momente des Matches sorgte das Wrestling-Urgestein Söldner, der durch
Botches seine Kollegen im Ring mehr gefährdete als das Publikum unterhielt. Kraftpaket Sultanov brillierte mit einem selten gezeigten Gorilla-Press, bei dem er Peter White in schwindelerregende Höhen hievte. Letztgenannter präsentierte sich 1a-austrainiert mit einem vermuteten Körperfettanteil im einstelligen Prozentbereich. Siegreich verließ die Partie White-Kovac-Brix das Seilgeviert. Peter White, der bei diesem Kampf besonders hart einstecken musste, bewies am Ende noch untrügliches Gespür für politische Unkorrektheit.
Er legte die zierliche Freundin von Ragnar Alvarr übers Knie, um ihr den Allerwertesten zu versohlen, nachdem sie während des Matches unfair eingegriffen hatte. Mann schlägt deutlich schwächere Frau. Naja, es gibt eben nicht nur Gentlemen im Wrestling.
Das Drumherum der Fights war so lala. Angekündigt von 16 bis 18 Uhr ging es
um kurz nach halb Fünf los und endete gegen Sieben. Zeitmanagement grottenschlecht. Das musikalische Rahmenprogramm, französische Chansons vorgetragen durch die Musical-Sängerin Nathalie, passte zum Wrestling so perfekt wie ein Fisch auf ein Fahrrad. In der Pause holte man ein paar der Kinder, denen der Erlös der Veranstaltung zugutekam, ans Mikrophon.
Es war ihnen hörbar unangenehm ihr Schicksal auszubreiten, man könnte auch sagen, sie betteln zu lassen. Das mangelnde Fingerspitzengefühl der Veranstalter wirkte befremdend. Dazu kamen noch technische Probleme beim Ton.
Zur Ehrenrettung der EWA sei gesagt, mit der Organisation der Veranstaltung hatte die EWA-Wrestling-Truppe nichts zu tun. Die hat ihren Wrestling-Job passabel erledigt.